RLS ist eine Randerscheinung in der medialen und leider auch in der medizinischen Wahrnehmung. Das ändert sich gerade – das zeigt der neue Krankheitskatalog ICD-11.

Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) ist ein weltweit anerkanntes System, mit dem medizinische Diagnosen einheitlich benannt werden. ICD steht für „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”.

Die ICD wird von der WHO verwaltet und in Ländern auf der ganzen Welt genutzt. Jeder Krankheit wird ein ICD-Code zugewiesen. Dieser findet sich in den Patientenunterlagen, einschließlich Krankenhausakten, Krankenblättern, Besuchsberichten und Rechnungen wieder. Diese Codes stellen sicher, dass Patienten die richtige Behandlung erhalten und dass alle medizinischen Leistungen korrekt abgerechnet werden. Die Versicherungsgesellschaften erwarten, dass die Codes zwischen einer Erkrankung und der durchgeführten Behandlung übereinstimmen. Die Codes werden in klinischen Studien verwendet, um Probanden zu rekrutieren und zu verfolgen. Die ICD ist auch hilfreich, um z. B. den Datenaustausch zu vereinfachen. ICD-Codes werden darüber hinaus weltweit zur Erfassung von Gesundheitsstatistiken wie Morbidität (Krankheit) und Mortalität (Todesursachen) verwendet. Dies ist besonders hilfreich für die Erhebung von Daten über nicht übertragbare Krankheiten.

Die 11. Version der Internationalen Klassifikation der Krankheiten 11 (ICD 11) ist am 1. Januar 2022 in Kraft getreten. Und hier genau findet sich eine für RLS-Betroffene signifikante – man möchte fast sagen historische – Änderung. In den älteren Fassungen der ICD war das RLS noch unter der Sammelgruppe „Sonstige extrapyramidale Krankheiten und Bewegungsstörungen“ klassifiziert. In der neuen ICD-11 hat RLS seinen eigenen Code unter den schlafbezogenen Bewegungsstörungen bekommen: „7A80 – Restless Legs Syndrom“.

Was bedeutet das genau? Es bedeutet in erster Linie, dass die WHO die Krankheit Restless Legs Syndrom in viel deutlicherer Weise wahrnimmt und ihr damit eine völlig neue Bedeutung zuweist. Das ist mehr als eine abstrakte, gesundheitspolitische Entscheidung, sondern wird in der Konsequenz dazu führen, dass das RLS auch von Ärzten und Wissenschaftlern viel mehr wahrgenommen wird als das früher der Fall war.

Ralf Wenzel, RLS SHG Hamburg-Bergedorf