Abgeschlossene Projekte
Häufigkeitsanalyse des RLS bei Kindern und Jugendlichen
Das Restless Legs Syndrom (RLS) ist ein häufiges neurologisches Krankheitsbild. Die Prävalenz (Häufigkeit) im Erwachsenenalter liegt bei 5-10 %. Im Kindes- und Jugendalter wird die Diagnose mit etwa 2 % deutlich seltener gestellt, und das RLS ist in der Pädiatrie ein bislang wenig erforschtes Gebiet.
In bis zu 60 % aller Fälle ist ein RLS jedoch genetisch bedingt. Vor diesem Hintergrund wird vermutet, dass sich ein RLS bereits im Kindesalter häufiger manifestieren müsste. In vielen Fällen kann bei Kindern von Fehldiagnosen ausgegangen werden, denn eine Assoziation mit ADHS wird diskutiert, da beide Erkrankungen gemeinsame Symptome und teilweise ätiopathogenetische Überschneidungen aufweisen. Nicht selten führen Schlafstörungen als Symptom des RLS bei Kindern zu Konzentrationsstörungen, Lern- und Leistungsdefiziten, Impulsivität und Verhaltensproblemen. Insbesondere der Bewegungsdrang kann als Hyperaktivität fehlinterpretiert werden.
Im Rahmen einer klinischen Studie soll deshalb die Häufigkeit und das klinische Erscheinungsbild des Restless Legs Syndroms bei Kindern untersucht werden, um Fehldiagnosen und Behandlungsfehler bzw. -folgen (z. B. durch fehlerhafte medikamentöse Therapien mit Methylphenidat) zu vermeiden und alternative Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Die Studie verfolgt das Ziel, zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn bezüglich Ätiopathogenese, Komorbidität, Diagnosekriterien und Behandlungsmöglichkeiten der Krankheit beitragen zu können. Das methodische Vorgehen ist mit der RLS e.V. Deutschen Restless Legs Vereinigung abgestimmt, die das Forschungsprojekt auch finanziell unterstützt.
Bisher wurden mithilfe eines eigens entwickelten Fragebogens für RLS im Kindes- und Jugendalter rund 8000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 7-18 Jahren an Schulen im Land Brandenburg und Sachsen-Anhalt (Magdeburg) befragt. In einem zweiten Schritt wurden rund 300 potenziell betroffene Probanden ermittelt, welche gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten mittels eines standardisierten Interviews erneut befragt wurden. Im Ergebnis dieser Gespräche erfolgen Schlaflaboruntersuchungen (Polysomnographien = PSG) in Schlaflaboren der Bundesländer Brandenburg und Sachsen-Anhalt, um den Diagnoseverdacht endgültig zu bestätigen bzw. auszuschließen zu können.
Der Fokus der weiterführenden Untersuchung liegt auf der Untersuchung des Einzelfalls, welcher möglichst detailliert und in seinen vielfältigen Facetten erfasst werden soll, um – darauf aufbauend – neue Theorien und Modelle für das klinische Erscheinungsbild des Restless Legs Syndroms bei Kindern und Jugendlichen entwickeln zu können.
Die Studie wird betreut von Prof. Dr. med. Thomas Erler, Ärztlicher Direktor des Klinikums Westbrandenburg, Prof. Dr. Frank Mayer, Ärztlicher Direktor Hochschulambulanz der Universität Potsdam, Zentrum für Sportmedizin, Freizeit-, Gesundheits- und Leistungssport, und Dr. med. Uta Beyer vom Universitätsklinikum Magdeburg. Eine finanzielle Unterstützung der Studie erfolgt vor allem durch die RLS e.V. Deutsche Restless Legs Vereinigung mit einem finanziellen Gesamtbetrag zwischen 2017 bis 2020 in Höhe von €71.500,00 sowie durch die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM, AG Pädiatrie). Im Rahmen der Studie entstehen an der medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg in den nächsten Jahren Dissertationsschriften durch Julian Mollin und Lisa Reschwamm.
Stand: 07.11.2021
Projekt: Neurophysiologische Charakterisierung von Übererregbarkeitssymptomen beim Restless Legs Syndrom zur Etablierung einer mechanismenbasierten medikamentösen Therapie
Das Restless-Legs Syndrom (RLS) ist eine häufige neurologische Erkrankung und die häufigste Bewegungsstörung im Schlaf. Die genaue Ursache der Beschwerden ist bisher nicht bekannt, weiterhin steht keine ursächliche Behandlungsoption zur Verfügung. Umso wichtiger ist es, die Mechanismen, die zur Krankheitsentstehung beitragen besser zu verstehen, um auf Grundlage dieser Erkenntnisse eine Therapie zu entwickeln, die individueller eingreifen kann.
Bisherige Untersuchungen zur Erregbarkeit der Nerven konnten Veränderungen bei Betroffenen nachweisen. Die erhöhte Erregbarkeit oder Exzitabilität der Nerven kann eine wichtige Rolle im Rahmen der Symptomentstehung und Ausprägung spielen. Die Daten von Messungen an RLS-Patientinnen und Patienten, die aktuell keine Medikamente einnehmen, sind die Basis für diese Studie, in der Betroffene unter einer stabilen Medikation gemessen werden.
Die laufende Studie mit dem Titel: „Neurophysiologische Charakterisierung von Übererregbarkeitssymptomen beim Restless Legs Syndrom zur Etablierung einer Mechanismen-basierten medikamentösen Therapie“ untersucht Veränderungen der Nervenerregbarkeit bei Patientinnen und Patienten mit Restless Legs-Syndrom unter Medikation. Diese Studie wird von der RLS e.V. Deutsche Restless Legs Vereinigung finanziell unterstützt.
Neben einer elektrophysiologischen Untersuchung des Nervus medianus (ein Nerv der an der Innenseite des Unterarmes für Untersuchungen gut zugänglich ist), werden Informationen zur Ausprägung der Erkrankungssymptomatik systematisch mit validierten Fragebögen erfasst. Die Messung des Armnerven erfolgt mit Elektroden, die auf die Haut aufgeklebt werden; hierfür sind keine Nadeln notwendig. Die Messung ist schmerzlos und ohne schädliche Wirkung auf den Nerven oder das umgebende Gewebe und nimmt nur etwa 20-30 Minuten in Anspruch. Im Verlauf erfolgt eine Analyse der gemessenen Werte auf Grundlage der vorhandenen Daten. Hierbei ist der Gesamteffekt der Gruppe entscheidend, so dass erst einmal keine Aussage für den einzelnen Teilnehmenden getroffen werden kann.
Projekt: Epigenetische Einflüsse beim RLS. Pilotprojekt Methylom im Gehirn
Institution: TU München, Klinikum rechts der Isar
Projektleitung: Prof. Dr. Juliane Winkelmann
Mit dem Begriff „Epigenetik“ sind vor allem solche molekularbiologischen Prozesse gemeint, die die Umsetzung der genetischen Information regulieren. Mittels epigenomweiten Assoziationsstudien (EWAS) wurde die Epigenetik zunächst anhand von Blutzellen von RLS-Patienten analysiert. Die EWAS-Befunde in den Blutproben zeigten eine große Zahl von Veränderungen. Eine Meta-Analyse der drei Blut-EWAS ergab 32 Positionen im Genom, die signifikant mit RLS assoziiert sind. Diese Ergebnisse stellen potenzielle Biomarker des RLS dar; weitere Forschungen dazu sollen folgen.
Projekt: Identifizierung der genetischen Ursachen für familiäres RLS durch Ganzgenom-Sequenzierung
Institution: Helmholtz Zentrum München, Institut für Neurogenomik
Projektleitung: Dr. rer. nat. Barbara Schormair
Die Erforschung der genetischen Ursachen des RLS ist bereits fortgeschritten, aber in den großen RLS-Familien war die Suche nach einem krankmachenden Gen bisher erfolglos. Die identifizierten genetischen Varianten erklären nämlich noch nicht das gehäufte Auftreten von RLS in den Familien. Vor diesem Hintergrund wurde in diesem Projekt erstmals die hochinnovative Technik der Ganzgenom-Sequenzierung auf das RLS in großen Familien angewendet. In drei Familien wurden zwischen 5 und 10 Personen aus mindestens drei Generationen untersucht. In den ersten Analysen konnten keine eindeutigen Krankheitsgene in den jeweiligen Familien gefunden werden, jedoch viele Kandidatengene. Aus diesen die tatsächlich relevanten Gene herauszufiltern, ist insbesondere dadurch erschwert, dass es bisher wenige Vergleichsdaten gesunder Personen gibt. Diese sind jedoch für den Ausschluss nichtrelevanter genetischer Veränderungen unabdingbar. Die Sequenzdaten der RLS-Familien werden regelmäßig wieder ausgewertet, wenn neue Vergleichsdatensätze vorliegen.
Projekt: Untersuchungen zur Häufigkeit des RLS und dessen Einfluss auf das Rehabilitationsergebnis in der geriatrischen und neurologischen Rehabilitation
Institution: Klinik Maria Frieden Telgte
Projektleitung: Prof. Dr. Svenja Happe
Ziel der Studie war es, die Häufigkeit des RLS bei geriatrischen Rehabilitanden zu ermitteln und dessen Einfluss auf das Rehabilitationsergebnis zu untersuchen. Außerdem wurden die Parameter Schlafqualität, weitere Schlafstörungen und mentaler Zustand von Probanden mit und ohne RLS verglichen. Es zeigte sich, dass das RLS bei Menschen in der geriatrischen Rehabilitation durchaus eine Rolle spielt und die Häufigkeit in dieser Altersgruppe mit Angaben aus anderen Studien vergleichbar ist. Nichtsdestotrotz konnte nicht belegt werden, dass das Vorliegen eines RLS auch einen signifikanten Einfluss auf das Rehabilitationsergebnis hat.
Projekt: Genomweite Assoziationsstudie des RLS
Institution: Helmholtz Zentrum München, Institut für Neurogenomik
Projektleitung: Prof. Dr. Juliane Winkelmann
Im Ergebnis dieser Studie konnten 13 neue genetische Risikovarianten für das Restless Legs Syndrom gefunden werden. Zusätzlich untersuchten die Forscher, mit welchen biologischen Abläufen die Risikovarianten am ehesten verbunden sind, und entdeckten Überraschendes: Vor allem Gene, die an der embryonalen Entwicklung des Nervensystems beteiligt sind, tauchten in dieser Untersuchung auf und das, obwohl ein RLS meist erst in späteren Lebensjahrzehnten auftritt. Das lässt vermuten, dass angeborene Besonderheiten des Nervensystems sich erst später in Form eines RLS bemerkbar machen könnten.
Projekt: COR-Studie: Natürlicher Verlauf des RLS
Institution: Universitätsklinikum Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Berger
Das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster untersuchte im Rahmen der großen Langzeitstudie „Course of Restless Legs Syndrome“ (COR) über mehrere Jahre hinweg den natürlichen Verlauf des RLS. Ziel war es, den Schweregrad von RLS-Symptomen und insbesondere deren Veränderungen über die Zeit mittels Fragebogen zu erfassen, ebenso wie Begleiterkrankungen, individuelle Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag und die Lebensqualität Betroffener sowie deren Veränderungen über die Zeit.
Projekt: Untersuchung der Wirksamkeit der Ganzkörperkältetherapie und der lokalen Kältetherapie zur Linderung der Symptome bei Patienten mit RLS
Institution: Universität Bremen-Ost, Institut für Klinische Neurophysiologie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Projektleitung: Prof. Dr. Svenja Happe
Im Rahmen dieser Pilotstudie wurde der Effekt einer Ganzkörperkältetherapie in einer Kältekammer (- 60 °C) bzw. einer lokalen Kältetherapie mit kalter Luft an den Beinen (- 17 °C) auf die Beschwerden von RLS-Patienten untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Besserung der RLS-Symptome sowie der Schlaf- und Lebensqualität bei beiden Behandlungsarten. Allerdings nahmen die Symptome bei der lokalen Therapie nach Beendigung der Behandlungsphase schnell wieder zu; im Gegensatz dazu zeigte sich bei der – 60 °C-Gruppe eine deutlich stabilere und länger anhaltende Verbesserung der RLS-Beschwerden.
Projekt: Untersuchung der Modulierbarkeit spinaler motorischer Kreisläufe durch transkutane spinale Gleichstromstimulation bei Patienten mit idiopathischem RLS
Institution: Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Klinische Neurophysiologie
Projektleitung: Prof. Dr. Walter Paulus, Dr. Cornelius Bachmann
Bei der transkutanen spinalen Gleichstromstimulation handelt es sich um eine nichtinvasive und schmerzlose Methode zur Modulation der spinalen (= im Rückenmark befindlichen) Aktivität. Konzepte zur Pathophysiologie des RLS gehen auch von einer verminderten absteigenden Hemmung oder erhöhten Erregbarkeit des Rückenmarks aus. Ziel der Studie war es, diese erhöhte Erregbarkeit durch transkutane spinale Gleichstromstimulation zu lindern. Die Ergebnisse unterstützen das pathophysiologische Konzept und weisen darauf hin, dass transkutane spinale Gleichstromstimulation eine effiziente nichtpharmakologische Methode zur Behandlung von Patienten mit primärem RLS sein könnte.
Projekt: Erhebung der Prävalenz des Restless Legs Syndroms bei stationär behandelten Patienten mit einer Depression
Institution: Universität Bremen-Ost, Abteilung für Klinische Neurophysiologie; Universitätsklinikum Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin; Universität Freiburg, Interdisziplinäres Schmerzzentrum und Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, et al.
Projektleitung: Prof. Dr. Svenja Happe, Prof. Dr. Magdolna Hornyak, Prof. Dr. Klaus Berger, et al.
Bevölkerungsstudien zeigten einen Zusammenhang zwischen RLS und Depression. Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit des RLS bei stationär behandelten depressiven Patienten zu ermitteln und zu untersuchen, ob es eine Assoziation mit unterschiedlichen depressiven Störungen gibt. Es zeigte sich, dass bei Patienten mit manifester Depression im Vergleich zur deutschen Gesamtbevölkerung ein RLS nicht häufiger auftritt. Es zeigte sich ferner, dass es auch keine Unterschiede bei den einzelnen Subtypen der Depression gibt.