Wer krank ist, möchte möglichst bald wieder gesund sein.


Wenn trotz modernster Therapien die Heilung nicht so verläuft, wie es sich die Patientin oder der Patient wünscht, suchen manche Hilfe bei „alternativen“ bzw. komplementären, d.h. ergänzenden Behandlungsmethoden.

Wichtig ist zu betonen, das komplementärmedizinische Methoden im Sinne einer integrativen Medizin grundsätzlich nur als Ergänzung schulmedizinischer Methoden erfolgen sollten. Ziel komplementärmedizinischer Behandlungen ist es, den Behandlungserfolg klassischer Therapien bestmöglich zu unterstützen.

Wichtig zu wissen:

Das Angebot an komplementärmedizinischen Methoden ist vielfältig und nicht leicht zu überschauen. Komplementärmedizinische Methoden beruhen auf teilweise sehr unterschiedlichen Denkansätzen und für viele fehlt es an wissenschaftlich fundierten Beweisen ihrer Wirksamkeit. Ihre Anwendung beruht vielfach auf subjektiver Beurteilung von PatientInnen und Behandelnden. Eine wichtige Rolle kann hier auch der Placeboeffekt (positive Veränderung des Gesundheitszustandes ohne Wirkstoff oder durch Scheinbehandlung) spielen, der für den Krankheitsverlauf durchaus hilfreich sein kann und oft auch bei schulmedizinischer Behandlung genutzt wird.

Um keinen gesundheitlichen Schaden zu erleiden, sollten PatientInnen durch „alternative“ Methoden nicht von wirksamen schulmedizinischen Behandlungen abgehalten werden. Komplementärmedizin bzw. komplementäre Methoden werden nur als Ergänzung zur Schulmedizin gesehen. Um auch keinen wirtschaftlichen Schaden zu erleiden, sollten sich PatientInnen sich genau informieren, bevor sie sich für die jeweilige Methode oder ein besonderes Produkt entscheiden. Dies nicht zuletzt, weil die Kosten für die meisten dieser Therapien nicht von den Krankenkassen übernommen werden und selbst bezahlt werden müssen.

Es wird empfohlen, die Entscheidung für eine komplementäre Therapie vorab mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Viele RLS-PatientInnen versuchen, ihre RLS-Beschwerden mit frei verkäuflichen Arzneimitteln zu lindern. Zu diesen Medikamenten gehören beispielsweise Magnesiumpräparate, die eine gute Wirkung bei einem leichten RLS haben können. Eindeutige wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit von Magnesium beim RLS stehen jedoch noch aus.

Darüber hinaus setzen manche PatientInnen gegen die RLS-Beschwerden frei verkäufliche Schmerzmittel ein. Jede Selbstmedikation mit Schmerzmitteln ist mit einem Risiko verbunden, vor allem dann, wenn diese Medikamente über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Darüber hinaus gibt es gern rezeptierte schmerzdistanzierende Substanzen (SSRI, NSRI), deren Einnahme fatale Folgen haben kann, da solche Präparate eine RLS-Symptomatik hervorrufen bzw. bereits bestehende Symptome noch verschlechtern können. RLS-Betroffene, die unter RLS-bedingten Schmerzen leiden, sollten sich mit ihrem behandelnden Arzt in Verbindung setzen. Auch von der regelmäßigen Einnahme von Schlafmitteln muss abgeraten werden, da es hier schnell zu einem Gewöhnungseffekt kommen kann.

Viele RLS-PatientInnen behandeln ihre Beschwerden gerade zu Beginn der Erkrankung intuitiv richtig mit Kaltduschen und Einreiben der Beine mit Kühlgel, kühlenden Salben oder Lotionen, was bei leichteren Symptomen häufig kurzfristige Linderung verschafft.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass eine kurzzeitige (0,5 – 3 Minuten) Einwirkung extremer Kälte genügt, um Schmerzen zu lindern, entzündliche Prozesse einzudämmen, verkrampfte Muskulatur zu lockern und das Immunsystem zu stärken. Mit einem kurzzeitigen Aufenthalt in einer so genannten Kältekammer werden die gleichen Effekte erzielt.

Eine Pilotstudie, die von der Deutschen Restless Legs Vereinigung initiiert und finanziert wurde, untersuchte 2016 die Kältetherapie [Link zum Reiter Forschung Kältetherapie] als Alternative zur konventionellen Behandlung des Restless Legs Syndroms. 12 RLS-Patienten besuchten über zwei Wochen hinweg täglich drei Minuten lang eine Kältekammer bei -60°C. Die Kältebehandlungen brachten eine signifikante Besserung der Symptome, der Schlaf- und Lebensqualität, die einige Wochen lang anhielt.

Die Kosten für eine Kältekammertherapie werden von den meisten Krankenkassen nicht übernommen und müssten im Falle einer privaten Nutzung selbst übernommen werden. Einige Kassen haben sich nach einem individuellen Antrag auf Erstattung der Kosten jedoch für eine positive Bewilligung zur Kostenerstattung ausgesprochen. Dies muss im Einzelfall geprüft werden.

Der Begriff Akupunktur bedeutet „Therapie mit Nadeln“. Die Akupunktur ist Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Nach einer ausführlichen Befragung wird eine Diagnose nach der TCM gestellt. Anhand dieser werden Akupunkturpunkte gewählt, die größtenteils auf sogenannten Meridianen liegen, einem Netzwerk, das den ganzen Körper durchzieht. In diese Punkte werden sterile Einmalnadeln aus Stahl gestochen und für 20 bis 30 Minuten belassen. Ziel einer Akupunkturbehandlung ist das Herstellen eines harmonischen Gleichgewichtes der Körperfunktionen. Die Haupteinsatzgebiete der Akupunktur sind Schmerzen und funktionelle Störungen.

Eine Akupunktur sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Wissenschaftlich fundierte Belege für eine therapeutische Wirksamkeit der Akupunktur bei einem RLS gibt es bislang nicht.

Die homöopathische Medizin sieht sich als eine ärztliche Therapieform mit Einzelarzneien, die in potenzierter Form nach dem Ähnlichkeitsprinzip verordnet werden. Es handelt sich dabei um eine individuelle Regulationstherapie, die sich unter Berücksichtigung körperlicher, seelischer, geistiger, konstitutioneller, biografischer, sozialer und umweltbedingter Faktoren als Medizin der Person versteht.

Um die charakteristischen Eigenschaften eines Menschen zu erfahren, wird eine ausführliche Anamnese am Beginn der homöopathischen Behandlung durchgeführt. Um die passende Arznei zu finden, wird der gesamte Mensch mit all seinen persönlichen Lebensumständen, Eigenschaften und Reaktionsfähigkeiten erfasst. Danach folgen die klinische Untersuchung der Patientin/des Patienten, die genaue diagnostische Abklärung der Erkrankung, die klinische Verlaufskontrolle sowie das ärztliche Gespräch und eine umfassende Aufklärung über Behandlungsoptionen sowie Indikationen, Grenzen, Möglichkeiten und Verlauf einer homöopathischen Therapie. Wie jede andere Medizin hat auch die Homöopathie ihre Grenzen. So kann Zerstörtes oder Fehlendes nicht durch homöopathische Arzneien ersetzt werden, wie etwa das fehlende Insulin bei Diabetes.

Die Wirksamkeit von Homöopathie wird nach wie vor sehr kontrovers beurteilt. Die zusammengefassten Ergebnisse bisheriger Studien zeigen jedoch, dass es keine Krankheiten oder Beschwerden gibt, bei denen Homöopathie besser hilft als ein Scheinmedikament (Placebo). Dies gilt auch für die beim Restless Legs Syndrom bisweilen empfohlenen homöopathischen Mittel wie beispielsweise Zincum, Rhus toxicodendron, Valeriana officinalis, Sepia oder Sulfur.

Gemäß dem Grundverständnis der Osteopathie betrachtet diese den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Einschränkungen der Bewegungsfreiheit münden in Krankheitszeichen. Ziel der Osteopathie ist es, die Ursachen von Beschwerden herauszufinden und zu behandeln. Dazu ertastet der Osteopath die Funktionsstörungen mit der Hand, löst diese und unterstützt den Körper, die Fähigkeit der Selbstheilung zu aktivieren. Leider gibt es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Osteopathie beim Restless Legs Syndrom.

Bei der Implantations-Ohr-Akupunktur werden kleine Nadeln aus Titan in das Ohrläppchen gesetzt. Hierdurch sollen sich RLS-Beschwerden verbessern lassen. Obwohl immer wieder damit geworben wird, gibt es keinen evidenzbasierten (wissenschaftlichen belegten) Nachweis dafür, dass die Implantations-Ohr-Akupunktur überhaupt zu dieser Verbesserung der RLS-Symptome führt. Insbesondere sollte jeder RLS-Betroffene wissen, dass diese Methode mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden ist. Zudem kann es durch die Implantation der Nadeln im Ohr zu Infektionen am Ohr kommen, die möglicherweise dann einer weiteren Behandlung bedürfen.

Der Wirkstoff Chinin, der eine muskelentspannende Wirkung besitzt, war lange Zeit ebenfalls rezeptfrei erhältlich. Seit 2015 ist Chinin jedoch nur noch auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Grund hierfür ist, dass bei der Einnahme erhebliche Nebenwirkungen wie beispielsweise Reizleitungsstörungen, Hör- und Sehstörungen auftreten können. Hinzu kommt, dass die Wirkung von Chinin bei einem RLS wissenschaftlich nicht belegt ist.

Die Wirksamkeit von Magnetfeldtherapie (spezielle Magnetmatratzen oder SEQEX-Therapie), von Bioresonanztherapie, Schüßlersalzen, Eigenblut-, Ozon- und Ultraschall-Behandlungen, von diversen Salben und Cremes verschiedenen Inhalts gegen RLS, von Metallmattenschutz für Bett oder Sessel gegen „erdstrahlenbedingtes“ RLS, von Kompressionsapparaten, von biologischer Zellregulationen und vielem anderem mehr ist wissenschaftlich nicht belegt.

Von Schmerz-, Kur- oder Bäder-Kliniken werden oftmals Kuren speziell für RLS-PatientInnen angeboten. Hier ist zu betonen: Es gibt keine anerkannten Kuren speziell für ein RLS.