RLS auch schon bei Kindern?


Das auch als Syndrom der „unruhigen Beine“ bekannte Restless Legs Syndrom (RLS) ist eine bei Erwachsenen häufig auftretende neurologische Erkrankung. Was die wenigsten wissen: Das RLS beginnt mitunter schon in der Kindheit und Adoleszenz.

In retrospektiven Studien gaben betroffene Erwachsene an, dass ihre Beschwerden in 40 % vor dem 20. Geburtstag und in 12 % sogar vor dem 10. Geburtstag begannen. In den meisten bekannt gewordenen Fällen handelt es sich dabei um ein genetisch bedingtes RLS.

Die vom RLS betroffenen Familien sind durch ihre selbst erlebten RLS-Missempfindungen häufig so sensibilisiert, dass sie bereits bei ihren Kindern oder auch Enkelkindern frühzeitig eventuelle RLS bedingte Verhaltensmuster erkennen können.

Wie häufig sind Kinder vom RLS betroffen?

Die Prävalenz, also die Häufigkeit des Auftretens eines RLS bei Kindern, liegt bei vermutlich 2-4 %. In der pädiatrischen Praxis wird die Diagnose jedoch seltener gestellt, so dass man davon ausgehen kann, dass das RLS im Kindesalter unterdiagnostiziert und auch unterbehandelt ist. Ein besonders hohes Risiko besteht für Kinder, wenn weitere Familienmitglieder erkrankt sind, da man von einem starken genetischen Hintergrund der Erkrankung ausgeht.

Symptome des RLS bei Kindern?

Die bei Erwachsenen typischen Symptome lassen sich nicht automatisch auf Kinder und Jugendliche übertragen. Schlafstörungen können bei ihnen zuerst als Hauptsymptom auftreten. Kinder und Jugendliche mit RLS versuchen ebenfalls, durch Bewegung ihre Missempfindungen zu lindern. Sie gehen umher, laufen und schaukeln, wechseln ständig die Bein- oder Schlafposition. Oft führen Schlafstörungen zu Konzentrationsstörungen, Lern- und Leistungsdefiziten sowie Verhaltensproblemen. Dennoch wird die Diagnose RLS bei Kindern seltener gestellt. Vermutet wird, dass es in der pädiatrischen Praxis zu Fehldiagnosen wie Wachstumsschmerzen oder ADHS kommt. Dies würde bedeuten, dass ein Risiko besteht, dass die von RLS betroffenen Kinder nicht oder nicht richtig behandelt werden.

Wie wird ein Restless Legs Syndrom (RLS) bei Kindern diagnostiziert?

Auch bei Kindern unterscheidet man ein genetisch bedingtes RLS, dessen Ursache noch nicht geklärt ist, von einem RLS infolge einer anderen Erkrankung, etwa einer reduzierten Nierenfunktion oder eines Eisenmangels. Die Diagnose erfolgt anhand der klinischen Symptome. In der Regel reichen ein Gespräch und eine Untersuchung beim Arzt aus, um ein RLS festzustellen. Wichtig ist die Schilderung der Beschwerden des Kindes in seinen eigenen Worten, angepasst an den jeweiligen Entwicklungsstand. Zusätzlich kann eine Untersuchung in einem Schlaflabor veranlasst oder ein Test durchgeführt werden, bei dem die Beschwerden nach Einnahme bestimmter Medikamente nachlassen.

Differentialdiagnose: Wachstumsschmerzen, ADHS oder RLS?

Die Diagnose RLS sollte bei Kindern und Jugendlichen idealerweise durch einen RLS-erfahrenen Neurologen eindeutig gestellt werden. Ausgeschlossen werden sollten z.B. Wachstumsschmerzen, rheumatische oder bösartige Erkrankungen der Extremitäten, ein Obstruktives Schlafapnoe Syndrom (OSAS), periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS), Narkolepsie und Mimics.

Abgrenzung zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Besonders wichtig ist die Abgrenzung zur ADHS, denn die Komorbidität beider Erkrankungen ist hoch. Beide gehen mit einem Eisenmangel einher und sollten, wenn sie gemeinsam auftreten, ausreichend behandelt werden.

Auch die von ADHS betroffenen Kinder können sich am Tag nur schlecht konzentrieren, sitzen selten still, verfolgen den schulischen Unterricht nur bedingt. Bei ADHS stehen allerdings die Hyperaktivität mit exzessiv gesteigerter Motorik sowie Impulsivität im Vordergrund.

Beim RLS sind die Verhaltensauffälligkeiten eine Folge der Schlafstörungen. Allerdings unterscheiden sich die Therapien beider Erkrankungen grundsätzlich.

RLS-Therapie bei Kindern

Meistens sind Kinder nicht so schwer betroffen, dass ihre Lebensqualität dadurch eingeschränkt wird. Es gilt, in solchen Fällen diese Kinder zunächst nur zu beobachten und sie nicht auf diese eventuelle Erkrankung aufmerksam zu machen. Denn Kinder können die Missempfindungen zunächst nicht als etwas Abnormales erkennen, weil es immer schon so war und somit zum Alltag gehört. In den meisten Fällen wird das RLS erst in späteren Lebensjahren so ausgeprägt, dass eine medikamentöse Behandlung notwendig wird. Sollte dazu jedoch eine Notwendigkeit bestehen, so sollte diese soweit wie möglich hinausgeschoben werden.

Mediziner nutzen bei der RLS-Therapie bei Kindern drei Behandlungsstufen: eine verstärkte Bewegungstherapie, Physiotherapie und letztlich eine medikamentöse Behandlung. Die Arzneimitteltherapie des RLS bei Kindern ist jedoch speziell und sollte von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden.